Fast zu gute Klinik
- Pro:
- Professionalität aller Angestellten, tolles Haus
- Kontra:
- Mein extrem hellhöriges Zimmer. Und dass ich wegen mehrerer Coronaausbrüche im Haus erst mit drei Wochen zusätzlicher Wartezeit aufgenommen werden konnte. So habe ich fast zwei Monate mit einer Depression zuhause darauf gewartet.
- Krankheitsbild:
- Depression
- Privatpatient:
- ja
- Erfahrungsbericht:
-
Ich habe acht Wochen in dieser tollen Klinik verbracht. Das Gebäude ist wunderschön, das Essen lecker, alle Angestellten sind wahnsinnig freundlich und unterstützend. Mein Psychotherapeut hat es durch seine Professionalität geschafft, dass ich über für mich sehr belastende und schambesetze Erlebnisse reden konnte. Die Kunsttherapie hat es mir ermöglicht, meine Gefühle in einer Art und Weise auszudrücken, die ich nie für möglich gehalten habe. Auch die anderen Therapien, von der Körpertherapie über die individuelle Bewegungstherapie, die Gruppentherapie bis zur Pferdetherapie trugen sehr zur Stabilisierung bei. In Teambesprechungen haben sich alle abgestimmt.
Auch während einer heftigen Krise, die durch körperliche Beschwerden und die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen aufbrach, habe ich mich sehr gut betreut gefühlt.
Die anderen Patientinnen und Patienten haben bei den gemeinsamen Unternehmen wie Wandern, Spielen, Singen etc. dafür gesorgt, dass ich meine Depression zeitweise fast vergessen konnte. Am Ende der acht Wochen ging es mir deutlich besser.
Umso schlimmer war die erste Zeit zuhause. In der Klinik bin in in keiner Weise darauf vorbereitet worden, was es bedeutet, nach so intensiver Therapie wieder alleine zuhause zu sein. Nach 15 Sitzungen bei einem wirklich guten Psychotherapeuten, dem man sich geöffnet hat wie nie zuvor, und nicht abschließend besprochenen traumatischem Erfahrungen, in den Alltag entlassen zu werden.
Das ist natürlich auch ein systemisches Problem, dass es keine wirklich vernünftige Nachsorge nach so einem Klinikaufenthalts gibt, aber hier hätte ich im Nachhinein von der Klinik deutlich mehr erwartet. Ich kann ja nicht die einzige sein, die nach acht Wochen voller Fürsorge Probleme mit dem realen Leben bekommen hat. In der Klinik habe ich mich immer gewundert, dass viele andere Patienten schon zum zweiten, dritten Mal dort waren. Jetzt weiß ich warum: die Klinik ist einfach so gut, dass das normale Leben nicht mithalten kann.
1 Kommentar
Tut mir leid, versuch es in Bezug auf Nachsorge doch mal mit "betreutem wohnen" und SGB 9 Eingliederungshilfe