Klinik Dr. Barner
Fachkrankenhaus für Psychosomatik und Psychotherapie
Depressionen bei Männern
Antriebslos und traurig zu sein – diese Merkmale gelten allgemein als typische Zeichen einer Depression. Bei Männern aber ist es häufig anders: Sie haben gerade anfangs ganz andere Symptome als Frauen.
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/depressionen-maenner-100.html
Fünf von 100 Männern werden laut Statistiken depressiv. Bei Frauen liegt die Zahl doppelt so hoch. Trotzdem ist die Suizidrate bei Männern dreimal höher. Fachleute vermuten, dass die Krankheit bei ihnen oft übersehen wird, weil sie gerade am Anfang der Depression andere Symptome haben.
Männer seien schnell gereizt und aggressiv, erklärt Anne Maria Möller-Leimkühler, Professorin für sozialwissenschaftliche Psychiatrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München in SWR2 Wissen. Die Spannungen führten oft zu vermehrtem Alkohol- oder Drogenkonsum. Betroffene stürzten sich in die Arbeit oder trieben exzessiv Sport. Viele zögen sich komplett zurück, so Möller-Leimkühler.
Das passt nicht zum „typischen“ Erscheinungsbild von Depressionen, zu dem eher Antriebs- und Freudlosigkeit, Weinen und Grübeln gehören. Zwar kommt das auch bei Männern vor, wird aber deutlich seltener berichtet.
Psychische Probleme passen nicht zu Männlichkeitsideal
Laut dem Psychotherapeuten Johannes Vennen tun sich viele Männer schwer, ihre Gefühle zu benennen. Dadurch würden viele ihre Symptomatik nicht wahrnehmen. Hinzu komme, dass alte Männlichkeitsideale mit Stärke und Macht verbunden werden – dazu passe keine Depression.
Dass Männlichkeitsbilder, Depression und Vorbehalte gegenüber einer Therapie zusammenhängen, zeigt eine Studie der American Psychological Association mit 19.000 männlichen Teilnehmern: Je größer die Ausrichtung nach maskulinen Rollenbildern, desto stärker stieg das Depressionsrisiko und desto seltener suchten sie therapeutische Unterstützung.
Männerzentrierte Therapie: Geschützter Rahmen für sensible Themen
Mittlerweile bieten immer mehr Kliniken spezielle Angebote für Männer mit Depressionen. Dazu gehöre, dass Männer in der Therapie unter sich bleiben, erzählt Oberärztin Janina Tillmanns von der Wahrendorff-Klinik bei Hannover. In den Gesprächsgruppen gehe es oft um sexuelle Funktionsstörungen im Rahmen von Depressionen, etwa Libidoverlust oder Erektionsstörungen. Und da sagten die meisten: Das würden wir nie ansprechen, wenn Frauen mit dabei sind.
Außerdem setzt die Wahrendorff-Klinik auf Sport, weil dabei stimmungsaufhellende Hormone wie Dopamin, Serotonin und Endorphine verstärkt ausgeschüttet werden. Angeboten werden Kraft- und Ausdauersport, Bogenschießen, Tischtennis, Klettern sowie Yoga und gezieltes Achtsamkeitstraining. Alles Sportarten, die Konzentration, Selbstvertrauen und die eigene Körperwahrnehmung fördern. Etwas, das gerade depressiven Männern häufig fehlt.
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