Klinik Dr. Barner
Fachkrankenhaus für Psychosomatik und Psychotherapie
Long Covid Awareness Day
Wie protestieren, wenn man zu krank ist, um das Haus zu verlassen? Ein guter Teil des #LongCovidAwarenessDay findet in Social Media statt: Betroffene sind aufgerufen, Fotos von sich selbst vor und nach der Infektion zu posten. In Berlin hängt eine Initiative vor dem Bundestag 500 Bilder von Erkrankten und ihre Arbeitskleidung an Wäscheleinen auf. So will sie darauf hinweisen, dass die Krankheit nicht nur für die Betroffenen schlimm ist, sondern auch ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden entsteht.
Es ist das zweite Jahr, in dem Betroffenenorganisationen zu Protest am 15. März aufrufen, dieses Jahr auch unter dem Slogan #ConfrontLongCovid. Knapp vier Jahre ist es her, dass Patient*innen erstmals ihren Zustand Long Covid nannten, nachdem sie sich von einer akuten Covidinfektion nicht erholen konnten. Millionen Menschen weltweit sind durch die Folgen einer Covidinfektion chronisch krank. Es kann Personen jeden Alters, Geschlechts oder Gesundheitszustands treffen.
Niemand kann seriös sagen, wie viele Menschen insgesamt von Long Covid betroffen sind. Denn die Zahlen werden nicht systematisch erfasst und gehen teilweise stark auseinander, auch gibt es keine eindeutige Definition von Long Covid. Jedoch geben immer wieder kleinere Erfassungen Hinweise, dass es sich um ein enormes Problem handelt.
Die AOK hat kürzlich Zahlen veröffentlicht, die einen Einblick geben: Knapp 2 Prozent der berufstätigen AOK-Versicherten war zwischen 2020 und 2023 wegen Covidspätfolgen krankgeschrieben gegenüber 36,5 Prozent wegen einer akuten Coviderkrankung. Das sind laut AOK allein in dieser Personengruppe 126.154 Menschen. Besonders betroffen sind soziale und Gesundheitsberufe – in diesen arbeiten mehrheitlich Frauen und sie haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Zahlen seien möglicherweise unterschätzt – denn viele haben auch keine oder eine andere Diagnose als die hier verwendete, schleppen sich zur Arbeit, aber sind dennoch krank.
Vielen ist nicht bewusst: Zugelassene Therapien für Long Covid gibt es immer noch nicht. Es ist alles andere als leicht, ärztlich gut betreut zu werden oder in eine Long-Covid-Ambulanz zu kommen. Es gibt es nur eine sichere Form der Prävention: sich vor einer Corona-Infektion zu schützen. Eine glimpflich überstandene Infektion heißt leider nicht, dass es die nächste auch sein wird. Deshalb werden bei jeder Coronawelle auch weitere Long-Covid-Fälle hinzu kommen, solange es keine bessere Impfung und Therapien gibt.
Wie kommt es, dass es vier Jahre nach Pandemiebeginn immer noch keine zugelassenen Therapien gibt? Das Post-Covid-Syndrom kann unterschiedliche Formen annehmen, womöglich verschiedene Mechanismen haben. Ist Long Covid durch virale Persistenz verursacht? Werden andere Viren reaktiviert? Ist es eine Autoimmunreaktion? Hat das Virus neurologische oder Organschäden verursacht? Oder eine Kombination der Hypothesen?
Zu den Krankheitsmechanismen wird rege geforscht und es laufen auch etliche Medikamentenstudien. Aber für diese braucht es viel Zeit und Geld. Willige Studienteilnehmende gibt es genug, um manche Studien entwickelt sich ein regelrechter Hype. Es gibt so viele verzweifelte Betroffene, die alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel schon ausgeschöpft haben. Ohne Studienteilnahme sind Heilversuche wie Blutwäschen auch nur für wenige finanzierbar.
Besonders wichtig ist es bei Long Covid, diszipliniert unter der eigenen Belastungsgrenze zu bleiben und mit Energie zu haushalten. Sonst drohen etwas später heftigere Symptome und in manchen Fällen auch dauerhafte Verschlechterungen. Diese von ME/CFS-Patient*innen übernommene Strategie nennt sich Pacing – kann aber die Krankheit auch nicht heilen, nur managen.
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