Back to the roots:
Ein Plädoyer für Einzelzimmer im psychosomatischen Krankenhaus
Die psychosomatische Fachklinik Dr. Barner befindet sich stets im fachlichen Austausch mit diversen Einrichtungen und Institutionen.
Hier ein Plädoyer zum Thema „Einzelzimmer im psychosomatischen Krankenhaus“.
Autor:
Prof. Dr. med. Matthias Vogel
Chefarzt der Klinik Dr. Barner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie
Dozent an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Hinweis zur Information:
In unserer Klinik erfolgt die Unterbringung grundsätzlich im Einzelzimmer mit eigenem Bad (kein EZ-Zuschlag!). Alle Zimmer sind individuell eingerichtet und gestaltet.
ABSTRACT ARTIKEL:
Diese Übersicht befasst sich mit der strukturellen Aufstellung von Kliniken für Psychotherapie, wobei versucht wird, die häufigste Strukturvariante, die Stationäre Bündelung in Verbindung mit Mehrbettzimmern, auf ihre psychosomatisch-psychotherapeutische Relevanz zu untersuchen.
Zudem wird die Frage nach der Tragweite dieser Lösung aufgeworfen, einschließlich der Visitenkultur, und die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene diskutiert, die die Normalisierung des Einzelzimmerstandards in der Medizin fordert, und zwar v.a. aus Gründen der Prävention nosokomialer Infektionen und zur Schadensbegrenzung bei endemischen oder epidemischen Geschehenslagen. In der Covid-19-Pandemie wurden Mehrbettzimmer wohlgemerkt für Patienten zur Quarantäne- und für Kliniken zur Kostenfalle.
Das Einzelzimmer könnte in stationären psychotherapeutischen Settings den Ruhe- und Rückzugsbedürfnissen der Behandelten am ehesten entsprechen und so die Motivation zur Behandlung stärken, hingegen lässt sich schwerlich konzeptuell in dem Sinne argumentieren, dass der fehlende Schutz der Privatsphäre in einem sinnvollen Bezug zu Therapiezielen stehe, denn der wahre Grund dürften doch eher wirtschaftliche Überlegungen sein, die sich aber – zumindest in somatischen Kliniken – auch als irreführend erweisen können.
Zuletzt zeigen wir anhand der von Ernst Simmel im Berliner Sanatorium Schloß Tegel eröffneten stationären Urpsychosomatik auf, dass die die stationäre Psychotherapie aus einer Einzelzimmer-Kultur hervorgegangen ist und schlagen daher vor, zu dieser Wurzel zurückzukehren.
Veröffentlicht in:
Dynamische Psychiatrie
Internationale Zeitschrift für Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychiatrie
Vol. 58 (2025), Heft 3-4 (Nr. 330–331)
Social Challenges – Shared Resposibility IV
Mattes Verlag Heidelberg, Juni 2025